Der Heilige Geist bei Calvin

Von Marc Vial.

Die Frage des Heiligen Geistes nimmt in Calvins Denken eine zentrale Stellung ein.

Ohne Übertreibung können wir sagen, dass die Hälfte der «Institutio» («Unterricht in der christlichen Religion») dem Wirken des Heiligen Geistes gewidmet ist, und zwar vor allem im Dritten und Vierten Buch. Dort legt Calvin dar, welche Wohltaten den Gläubigen aus dem von Gott in Jesus Christus vollbrachten Erlösungswerk erwachsen.
Zuerst werden die Wohltaten als solche betrachtet (Buch III), anschliessend unter dem Aspekt der äusseren Mittel, den Trägern dieser Wohltaten, der Kirche und der Sakramente (Buch IV). Wer aber nicht mit Christus eins ist, dem kann das von ihm vollbrachte Werk nicht zugute kommen. Das konkrete Band dieser Einheit ist der Heilige Geist. Genauer: Weil die Gläubigen Gegenstand des Wirkens des Heiligen Geistes sind, sind sie vom Heilswerk des Mittlers tatsächlich betroffen.

Das "Meisterwerk" des Heiligen Geistes: der Glaube
Das hauptsächliche Wirken des Heiligen Geistes – sein «Meisterwerk», wie der Reformator es nennt – ist nichts anderes als der Glaube, konkrete Gestalt unserer Gemeinschaft mit Christus. Aus dieser Gemeinschaft geht eine zweifache Gnade hervor: die Gnade der Rechtfertigung und die Gnade der Heiligung. Beides wird in einem eigenen Beitrag behandelt, weshalb wir an dieser Stelle nicht darauf eingehen.

Das Verhältnis von Schrift und Heiligem Geist
Im Folgenden soll dagegen ein besonderer Aspekt des Glaubens dargelegt werden, nämlich dass der Gläubige, wenn er in der Schrift das Wort Gottes selbst erkennt, dieser Glauben schenkt. Mit anderen Worten, hier soll in Kürze das Verhältnis von Schrift und Heiligem Geist analysiert werden.

Marc Vial, Oberassistent an der Theologischen Fakultät Genf

 

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