Mit einer Vortragsreihe machten die in der UEK vereinten unierten und reformierten Kirchen am Freitag den Auftakt zum Heidelberger-Jubiläumsjahr 2013. Die UEK-Vollkonferenz tagt parallel zur Synode der Vereinigten Lutherischen Kirche (VELKD) und unmittelbar vor der EKD-Synode. Die EKD-Synode dauert noch bis zum 7. November.
Der badische Landesbischof Ulrich Fischer leitete in seiner Funktion als Vorsitzender der UEK-Vollkonferenz die Vortragsreihe mit dem Appell ein, das Reformationsjubiläum nicht nur zur Rückschau, sondern auch zur Entwicklung von Perspektiven zu nutzen. In diesem Sinn seien die Referenten gebeten worden, ihre Vorträge auszurichten.
Der Tübinger Professor für Kirchengeschichte Volker Leppin zeigte in seinem Referat "Wie die Reformation zukunftsfähig wurde" auf, dass die Reformation zunächst eine innerkirchliche Reformbewegung war, die längst anderweitig diskutierte Themen aufnahm. So seien die Rechtfertigungslehre und die Dezentralisierung der Kirche (Papstkritik) zwar für die Begründung der Reformation entscheidend geworden, aber keineswegs eine Erfindung der Reformatoren. Der ebenfalls nicht neue aber auslösende Impuls für die Bewegung sei, so Leppin, die Partizipation der Laien gewesen, sowie das Priestertum aller Gläubigen als deren theologische Begründung.
Durch die starke Gemeindebeteiligung hätten die reformierten Kirchen dieses Element stärker beibehalten als die Lutheraner. Entsprechend sei die Fortentwicklung der presbyterial-synodalen Organsisationsform auch die Aufgabe der Zukunft für reformierte und unierte Kirchen.
Ulrich Körtner, Professor für Systematische Theologie in Wien, unternahm den Versuch, die Rechtfertigungslehre der Reformation in die heutige Lebenssituation zu übersetzen. Die Schuld vor Gott sei für den modernen Menschen weniger ein Thema, wohl aber das Ungenügen angesichts der vielfältigen Ansprüche, die das Leben stellt. Die „Gnadenlosigkeit einer übertribunalisierten Lebenswelt“ nannte Körtner die ständigen persönliche aber auch öffentliche Selbstrechtfertigung (in Fernsehshows und im Internet), der es etwas entgegenzusetzen gelte.
Die Konsequenz der Gnade Gottes sei heute eher eine Ethik des Lassens als des Tuns. Gott Gott sein lassen und den Mitmenschen ihn selbst, sei im Sinne des Heidelberger Katechismus die Weise, wie der Mensch seine Dankbarkeit zeigen könne.
Uwe Hauser, Religionspädagoge aus Karlsruhe, verglich die von Kurfürst Friedrich III. analysierten Mängel in der Bildung seiner Untertanen mit dem Pisa-Schock der 90er Jahre und empfahl, vor einem Einsatz des Heidelberger Katechismus im Unterricht, die Lebenswelten der Jugendlichen zu untersuchen. Es entspreche dem Selbstverständnis des Heidelbergers, die Frage zu stellen, welche Kompetenzen die Lernenden am Ende ihrer Konfirmandenzeit erworben haben müssten, um Anforderungssituationen ihres Lebens mit Hilfe des Heidelbergers bestehen zu können.
In anschließenden Arbeitsgruppen wurden die Vorträge vertieft. Bis zum zweiten Teil der UEK-Tagung am Dienstag sollen kurze Statements zu den Themen entstehen und Eingang in die abschließende Verlautbarung der EKD finden.
Am 7. November trifft sich die UEK-Vollkonferenz zu einer Evaluierung des bisherigen Verbindungsmodells. Die gemeinsamen Tagungen von UEK, VELKD und EKD sollen zu einem weiteren Zusammenwachsen der konfessionellen Bünde mit dem „Dach“ der EKD führen.
Georg Rieger
Dokumente zum Bericht:
''Die Zukunft der Reformation – 450 Jahre Heidelberger Katechismus''.
Thesen zu den Impulsreferaten von Volker Leppin, Ulrich H.J. Körtner und Uwe Hauser
auf der Vollkonferenz der UEK am 2. November 2012 in Timmendorfer Strand
Wie die Reformation zukunftsfähig wurde - Rechtfertigung: Botschaft für das 21. Jahrhundert - Kompetent vom Glauben reden. Der Heidelberger Katechismus als Sprachhilfe (PDF)