Tiere in der Bibel VI: Der Hund

Heilig' Tier - Mit Tieren Gott preisen, von Tieren lernen - Eine sommerliche Kolumne in sieben Folgen. Von Barbara Schenck

Foto: esgarijc / freeimages.com

Der Hund, ein beliebtes Bild-Wort reformierter Theologie

Das beliebteste Haustier der Deutschen ist der Hund nicht, dieser Rang gehört unbestritten der Katze, aber der Ruf des Hundes ist gut. Seine Rolle als Blinden-, Polizei- und Therapiehund wird gebührend wertgeschätzt. Er ist Begleiter des Menschen, Freund und Beschützer.

Die Bibel kennt den Hund in einer anderen Rolle:
Ein lebender Hund habe es besser als ein toter Löwe, weiß der Prediger (Kohelet 9,4) und zeigt uns damit, wie schlecht die Stellung des Hundes war. Das domestizierte Tier diente schon in biblischen Zeiten als Schimpfwort und Metapher für törichtes Verhalten:
Warum verflucht dieser tote Hund meinen Herrn, den König?, fragt Abischai (2. Samuel 16,9).
Wie ein Hund, der zu seinem Erbrochenen zurückkehrt, so ist ein Dummer, der seine Torheit wiederholt, lehrt ein weisheitlicher Spruch (Sprüche 26,11).

Der Hund wurde trotzdem zu einer beliebten Metapher reformierter Theologie:

Johannes Calvin schrieb 1545 an Königin Margarete von Navarra:
Ein Hund bellt, sobald er seinen Herrn angegriffen sieht. Ich wäre wohl lasch, wen ich angesichts eines Angriffs gegen die Wahrheit Gottes verstummen würde, ohne etwas verlauten zu lassen.

Rund 400 Jahre später schätzte Karl Barth den Vergleich des gläubig-gehorsamen Menschen mit einem Hund, „dessen Gehorsam gegen seinen Herrn nur darin bestehen kann, dass er jeweils im Augenblick seinem Pfiff und Ruf gehorcht“, denn wüssten wir im Voraus, was käme, „dann wären wir ja heimlich unsere eigenen Meister.“ Wir seien es jedoch nicht: „Es kann sich nur darum handeln, daß jeder Augenblick unseres Lebens ein Lehren Gottes ist.“  Der Hunde-Vergleich in Barths Andacht zu Psalm 119,7 im Jahr 1931 ist vermutlich eine Anspielung an Hermann  Friedrich Kohlbrügges Auslegung zum Heidelberger Katechismus:
Fr. Welches ist das dankbarste Geschöpf Gottes? Antw. Der Hund. Fr. Worin wird also deine Dankbarkeit bestehen? Antw. Darin, daß ich bei der Gnade bleibe, wie der Hund bei seinem Herrn, und mich immerdar zu dieser Gnade wende um Gnade, und also bei der Erlösung, mit welcher ich umsonst erlöset bin, bleibe und beharre. Der Hund kriecht doch alsdann gerade am demüthigsten zu seinem Herrn hin, wenn er von ihm Schläge bekommt.

Schläge demütig zu dulden – das soll ein gutes Vorbild sein? Vielleicht ganz gut, dass diese Hunde-Metapher in Vergessenheit geriet.

Ein anderes Hunde-Bild reizt nach wie vor zum Nachdenken: Das Neue Testament erhob den Hund zum Vorbild für christliche Demut und Bescheidenheit gegenüber der jüdischen Tradition:
Die Hunde unter dem Tisch fressen von dem, was die Kinder fallen lassen (Markus 7,28), belehrte die Syrophönizierin Jesus, damit er sich ihrem Anliegen nicht verweigerte, obwohl er zuerst die Kinder (Israels) satt werden lassen wollte.
Die Hundemetapher überzeugte Jesus. Das Evangelium wurde fortan nicht nur Kindern des Hauses Israels verkündigt, sondern unter alle Völker gebracht.

bs, Juli 2016

Mitteilung / Kommentar:

Stefan Wedra verdankt die Redaktion den Hinweis auf eine Dichtung des Lutheraners Paul Gerhardt, der in „Herr, ich will gar gerne bleiben, wie ich bin, dein armer Hund“ die Hund-Metapher aus Markus 7 aufnahm:

...
Ja, wenn ich mich recht genau,
Als ich billig soll, beschau,
Halt ich mich in vielen Sachen
Ärger, als die Hund es machen.

Ich will auch nicht mehr begehren,
Als mir zukommt und gebührt,
Wollst mich nur des Rechts gewähren,
Das ein Hund im Hause führt!
Deine Heilgen, die sich dir
Hier ergeben für und für,
Mögen oben an der Spitzen
Deiner Himmelstafel sitzen.

...

Der ungekürzte Text unter:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Gerhardt,+Paul/Gedichte/Gedichte/Herr,+ich+will+gar+gerne+bleiben
 

 

 

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