Behutsamer Neustart

Erste Gottesdienste starten in den Bundesländern


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Die Landeskirchen haben dazu Empfehlungen vorgelegt.

So rät die Evangelisch-reformierte Kirche zu strikten Schutzmaßnahmen: „Eine Rückkehr zu den Verhältnissen, wie wir sie vor der Corona-Krise hatten“ sei noch nicht möglich, heißt es. Zurzeit könne verantwortlich nur zu Gottesdiensten eingeladen werden, wenn durch Vorsorgemaßnahmen und eine gewissenhafte Einhaltung von Regeln das Risiko von Corona-Infektionen nicht erhöht werde.

Ausdrücklich wird erwähnt, dass die Empfehlungen „ein Kann, kein Muss“ sind. Nicht alle Kirchengemeinden müssten ab sofort wieder in ihren Kirchen zu Gottesdiensten einladen. Die Handreichung plädiert für eine „umsichtige stufenweise Neuentfaltung des gottesdienstlichen Lebens in all seiner Vielfalt“ und ermuntert zu verkürzten Sonn- und Feiertagsgottesdiensten sowie zu kleineren werktäglichen Andachten.

Allerdings könnten alle Formen nur mit eingeschränkter Teilnehmerzahl und unter Wahrung der bestehenden Abstands- und Hygieneregeln stattfinden. Auf Gemeindegesang etwa müsse derzeit verzichtet werden. Die Entscheidung über den Neustart von Gottesdiensten treffe jeder Kirchenrat oder jedes Presbyterium vor Ort. Dieser sei auch für die Erarbeitung und Einhaltung eines Hygienekonzeptes verantwortlich.

Formate, die in ihrer traditionellen Form die Einhaltung von Sicherheitsregeln erschweren - darunter Abendmahlsfeiern, Konfirmationen und Gemeindefeste - hält die Evangelisch-reformierte Kirche nach derzeitiger Einschätzung erst für 2021 für realistisch. Weihnachtsgottesdienste und Adventskonzerte könnten laut Handreichung hingegen schon in diesem Jahr wieder möglich sein.

Auch die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau erinnert nachdrücklich an die Einhaltung von Abstandsgeboten, das Tragen von Mundschutz-Masken und der Verzicht auf Gesang. Nach einer vorläufigen Abfrage werden von den rund 1.100 Gemeinden der EKHN am 10. Mai deshalb zunächst auch voraussichtlich deutlich weniger als die Hälfte wieder mit öffentlichen Gottesdiensten beginnen. Sorgen bereitet Gemeinden mit kleinen Kirchen dabei vor allem das Abstandsgebot und die Größe ihres Sakralbaus. Wenn sie die Richtlinien einhalten, passt mitunter nur eine Handvoll Gäste in die Kirche. Selbst große Gotteshäuser wie die Lauterbacher Stadtkirche mit normalerweise rund 1.000 Plätzen kann mitten in der Corona-Krise kaum mehr als 50 Besucherinnen und Besuchern eine Sitzgelegenheit bieten.

Viele Gemeinden blieben angesichts der Herausforderungen durch die Schutzmaßnahmen vorerst bei ihren inzwischen durchaus bewährten digitalen Angeboten. So setzt die Maria-Magdalena-Gemeinde in Frankfurt weiter auf ihren Video-Konferenz-Gottesdienst „GaAbriEl“, bei dem am Sonntag sogar Kirchenpräsident Volker Jung als virtueller Gastprediger auftritt. Unterdessen vereint die Kirchengemeinde im mittelhessischen Hungen das Beste aus zwei Welten. Sie feiert einen „Hybrid-Gottesdienst“ mit Andacht in der Kirche und gleichzeitiger Live-Übertragung in die Wohnzimmer. Der spirituelle Neuaufbruch in der Welt der Elektronik zeitigt erste bleibende Folgen.


Quelle: ErK/EKvW