Calvin neu entdeckt - Vortrag mit Prof. Eberhard Busch in Vlotho

von Monika Stockhausen, Löhne

Vlotho. Leben und Werk des Reformators Johannes Calvin stand im Mittelpunkt eines Vortrags, zu dem die Evangelische Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Vlotho und die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde St. Johannis ins Gemeindehaus in der Moltkestraße eingeladen hatte. Unter dem Titel „Gotteserkenntnis und Menschlichkeit“ stellte Eberhard Busch, emeritierter Göttinger Universitätsprofessor für reformierte Theologie, den Werdegang und das Wirken des vor 500 Jahren in Noyon in Frankreich geborenen Reformators dar.

Busch setzte in seinem biographischen Abriss des Lebens von Johannes Calvin den Akzent auf dessen Herkunft und erste berufliche Orientierung: „Calvin war vor allem Franzose und betrachtete sich auch als Flüchtling in Genf als „Sproß  eines ungezähmten Völkchens“. Seine Ausbildung als Jurist ebenso wie seine humanistische Prägung habe ihn zeitlebens nach Gerechtigkeit streben lassen. Er schilderte sehr plastisch die einzelnen Stationen des Lebenswegs, der den Theologen  nach Basel, Genf und Straßburg geführt habe.

Busch gab zudem einige Einsichten in die Theologie Calvins. Zusammenfassen lasse sie sich mit einem Satz aus Calvins Auslegung des Propheten Jeremia: „Wo Gott erkannt wird, da wird auch Menschlichkeit gepflegt“. Busch skizzierte Calvins Gottesverständnis, die Rechtfertigungslehre oder das Kirchenverständnis und nahm dabei ausführlich Bezug auf Calvins Schriften und die seiner Zeitgenossen. So unterstrich Busch beispielsweise auch die seelsorgliche Bedeutung der Kirchenzucht. Disziplinarische Maßnahmen wie Hausbesuche oder der Ausschluss vom Abendmahl, die Calvin in Genf praktizierte, sollten nicht in erster Linie strafen. Vielmehr sollte alles am Lebenswandel einzelner Christinnen und Christen beseitigt werden, was das Bekenntnis der Gemeinde störe. Calvin werde zu Unrecht unterstellt, durch die von ihm geprägte protestantische Arbeitsethik ideologischer Wegbereiter des Kapitalismus gewesen zu sein, betonte der Referent. Einen entsprechenden Zusammenhang hatte u.a. der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Max Weber Anfang des 20. Jahrhunderts unterstellt.

Eine Korrektur des landläufigen Bildes von Calvin sei dringend überfällig, meinte Busch. Calvin habe zwar die Verzinsung von Kapital nicht grundsätzlich abgelehnt, sei aber ein großer Feind des Wuchers gewesen. Außerdem habe er sich für soziale Gerechtigkeit eingesetzt.

Die Vortragsreihe zum Calvin-Jubiläum wird fortgesetzt am Donnerstag, 8. Oktober. Dann spricht Prof. Michael Weinrich aus Bochum um 19.30 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus Bad Oeynhausen zum Thema „Calvin als Oekumeniker der Reformation“.


Monika Stockhausen, Löhne
25. April bis 17. November - Vorträge, Wanderausstellung, Fahrt zum Deutschen Historischen Museum; Vlotho und Bad Oeynhausen

Donnerstag 8. Oktober 2009 um 19.30 Uhr: Vortrag von Professor Dr. Michael Weinrich in Bad Oeynhausen
Donnerstag 8. Oktober 2009 um 19.30 Uhr, Vortrag von Professor Dr. Michael Weinrich, Bochum, in Bad Oeynhausen-Altstadt im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Kaiserstr. 26

Veranstalter: Evangelisch-reformierte Gemeinde St. Johannis Vlotho in Verbindung mit dem ''Forum Kirche'', Altstadtgemeinde Bad Oeynhausen
 

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