Chanooks Jagd und Pauls Verwandlung - ein neues Weihnachtsspiel aus Göttingen

Ein Weihnachtsspiel für Wolfsrudel und Konfirmandengruppe (2012)

von Pastor Michael Ebener, Göttingen - für alle, die es aufführen möchten

Chanooks Jagd und Pauls Verwandlung

Ein Weihnachtsspiel für Wolfsrudel und Konfirmandengruppe

von Pastor Michael Ebener, Göttingen

Weihnachtsspiel von Michael Ebener.pdf

„Der Mensch ist des Menschen Wolf“ lautet ein berühmter Satz aus der Philosophie. Das bestätigt eine gängige Weltwahrnehmung. Viele Menschen kennen das Gefühl, wie unter Wölfen zu sein, ob nun an der Bushaltestelle, auf dem Schulhof, auf der Straße oder an der Arbeitsstelle. Und wenn Gewalt und Brutalität erst richtig entfesselt sind, wird selbst dieses dramatische Sprachbild schnell in den Schatten gestellt.

Die biblischen Propheten sehen eine andere Welt für uns, „wo die Wölfe bei den Lämmern wohnen“ (Jesaja 11, 6). In den Erzählungen zur Heiligen Nacht scheint diese andere Wirklichkeit ebenfalls auf. Sie ist kein fernes Wunschbild mehr, sondern gewinnt in Krippe, Kind, Engel und Verheißungswort konkrete Gestalt, in die wir uns jedes Jahr neu einspielen können. Am Heiligen Abend begegnen uns Menschen, die sind, wie sie sind, die aber auch ahnen, wie sie sein könnten, weil über ihnen das Licht Gottes aufgeht und der Engel ihnen den Frieden erklärt. Dahin geht alle Sehnsucht. „Der Mensch ist des Menschen Wolf“? Nicht mehr ausschließlich und auch nicht zwangsläufig!

Das Stück spielt auf zwei Handlungsebenen mit einer „Wandererzählung“, die meist in der „Indianerfassung“ weiter gegeben wird, bei der ein Großvater seinem Enkel von den zwei Wölfen berichtet, die in jedem Menschen  sind und die jeweils darauf warten, dass wir sie füttern. Die „Wolfshandlung“ um Chanook wird von der Kanzel vorgelesen und als fast klassische Weihnachtsgeschichte von Pantomimen in angedeuteter Verkleidung im Kirchraum umgesetzt. Die „Menschenhandlung“ um Paul erzählt von einem vierzehn-, fünfzehnjährigen Jungen, der die Unsicherheit, wohin er mit seinem Leben will, durch Gewalt kompensiert. Durch seinen Großvater, der geduldig an die gemeinsame Vergangenheit und die andere Seite des Jungen anknüpft, öffnet sich ihm am Weihnachtsabend eine Alternative zu seiner „Wolfsnatur“.

Man kann fragen, ob die ehrliche Zuwendung eines Älteren und eine einfache Geschichte wirklich ausreichen, diese Verwandlung zu bewirken. Aber was, wenn nicht die Macht von Gesten, kleinen Taten, Worten und Liebe soll den „guten Wolf“ in uns denn sonst aus seinem Bau locken?

Die Rollen: „Wolfshandlung“

ErzählerIn

Die Wölfe: Chanook, Ehnit, Samsar, Anjala, Iihsdor, evtl. weitere Rudelmitglieder

Drei Hirten: freie Anzahl, je nach Möglichkeit

Zwei Hunde: freie Anzahl, je nach Möglichkeit

Die Rollen: „Menschenhandlung“

Zwei SpielleiterInnen

Paul Wolfang

Marie, kleinere Schwester

Vater und Mutter Wolfang

Großvater Wolfang

Die „Gang“: Rollen je nach Bedarf und „Spielbegeisterung“ erweiterbar, mit „Rudel“ verknüpfbar

Max Lämmer, „Opfer“

ERÖFFNUNG (Zwei SpielleiterInnen im Wechsel vom Lesepult, Bläserorchester)

„Es soll nun Weihnachten werden, aber wir wollen Euch vorher noch unser Weihnachtsspiel zeigen.“

„Das ist in diesem Jahr ein Stück für „Wolfsrudel und Konfirmandengruppe“. Da wir die Konfirmandengruppe sind, seid ihr – nun, ja …“

„Aber ihr müsst jetzt nicht erschrecken: Wölfe sind auch nur Menschen!“

„Vielleicht sollten wir zur Einstimmung unser Lied singen?“

„Du meinst das mit zwei kleinen Wölfen, nachts im Dunkeln?“

„Klar.“

„Passt das denn zu Weihnachten?“

„Nee, aber es macht Spaß!“

Zwei kleine Wölfe gingen des Nachts im Dunkeln,

da hört man den einen zu dem andren munkeln:
"Warum gehn wir denn immer nur des Nachts herum,
man tritt sich an den Wurzeln ja die Pfoten krumm,
wenn‘s nur schon heller wär, (PFEIFEN)
wenn nur der Wald mit Sternenlicht beleuchtet wär.
Badumbadum (badum badum badum badum...)

1.A ERZÄHLERiN (von der Kanzel)

Die Nacht war eiskalt und dunkel, nur wenige Sterne standen am Himmel. Die Hirten hatten ein Feuer entzündet und hielten ihre Hände in die Wärme. Die Hunde spürten etwas, schon den ganzen Tag, und lagerten sich nun dicht bei ihren Menschen. Hin und wieder gab sich eines der Schafe in der Dunkelheit zu erkennen und das Stimmlein eines Lammes rief in die Nacht. Sonst war alles still. Die Hirten stierten ins Feuer, keiner sprach ein Wort. Es war so, als sei die ganze Welt festgefroren.

Was die Hirten nicht sahen, die Hunde nicht witterten, die Herde nicht ahnte, war die Gefahr, in der alle schwebten.

PANTOMIME zur Erzählung (Hirten, Hunde, Schafe im Kirchraum)

1.B Bei Familie Wolfang zu Hause, am späteren Heilig-Abend-Nachmittag

Paul: „Ihr glaubt doch nicht, dass ich jetzt einen auf „happy family“ mache, nur weil Heilig Abend is‘. Und in die Kirche komm‘ ich auch nicht mit. Ich bin dann mal weg!“

Mutter: „Paul, du bist unverschämt! Ich kann deine ganze Art nicht mehr ertragen! Nimm dich gefälligst zusammen. Und wenn das sonst schon nicht klappt, dann wenigstens heute! Und zieh diese dreckige Jeans aus, hier ist die Bügelfaltenhose und dahinten über dem Stuhl hängt das Hemd. Mach‘ hin jetzt, wir haben nicht mehr viel Zeit.“

Marie: „Wenn Paul nicht geht, dann komm‘ ich auch nicht mit. Dann blieben wir hier, Paul, und zocken ne‘ Runde!“

Paul: „Da träumst du von. Für so’n Kleingemüse wie dich, ist Kirche genau richtig. Krippe, Schafe und so. Passt du prima rein! Määäh.“

Vater: „Hör auf, deine Schwester zu ärgern! Und du, meine Liebe, ziehst dich jetzt auch um und dann räumst du noch die Spielsachen aus dem Weg, damit Opa nicht hinfällt und nachher in sein Bett kommt.“

Marie: „Mach‘ ich nicht, immer ich! Soll Paul doch mal Opa sein Bett abgeben. Ich will nicht wieder auf diese blöde Luftmatratze. Da geht immer die Luft raus und dann tut’s voll weh. Außerdem geht dann die Tür nicht zu und es zieht. Ich hasse Weihnachten!“

Vater: „Hört jetzt sofort auf mit dem Theater. Alle beide! Ihr spinnt doch wohl. Ich hol‘ jetzt Opa vom Bahnhof ab. Und wenn keiner von Euch mit will, dann ist das schon traurig genug. Aber danach werden wir hier gemütlich Weihnachten feiern und wehe, ihr lauft nicht in der Spur! Wir machen das genauso wie immer – Basta!“

Paul: „Das werden wir ja mal sehen: Ich mach‘ das so, wie ich will!“

2.A ERZÄHLERiN (von der Kanzel)

Der Winter war lang dieses Jahr. Es hatte früh zu schneien begonnen und die Feldtiere hatten sich längst in ihren Winterhöhlen verkrochen. Das Rudel hatte Hunger. Einige Welpen aus dem Frühjahrswurf hatte es schon verloren. Nun trieb der Instinkt die Wölfe zu den Menschen. Das war gefährlich, denn die Menschen mochten es nicht, wenn Wölfe in die Gehege einfielen und eines der Schafe rissen. Aber was sollten sie tun?

Am Nachmittag hatten sie die Herde entdeckt. Nun zogen die Wölfe schon seit Stunden einen Kreis um die Tiere, der immer enger wurde. Für Chanook war es die erste Jagd seines Lebens – auch die anderen Halbwüchsigen waren mit dabei. Chanook blickte immer wieder zur Seite, um sicher zu sein, dass Ehnit noch da war – seine Spielgefährtin aus Welpentagen. Nun seine Jagdgefährtin. Ein wenig hinter den beiden liefen seine Eltern, Samsar und Anjala. Beide blickten mit Stolz und mit Sorge auf ihren Sohn. Chanooks Großvater, der alte Iihsdor, war im Lager geblieben. Er taugte nicht mehr für die Jagd, aber auch ihm knurrte der Magen. Vom Erfolg hing so viel ab.

PANTOMIME zur Erzählung (Wölfe im Kirchraum)

2.B Paul ist aus dem Haus gelaufen und trifft einige seiner Freunde, die am frühen Abend auch noch unterwegs sind

Paul: „Check! Begrüßungsgeste mit den Freunden Ich dacht‘ schon, ich wär der einzigste, der heut‘ Abend von zu Hause wegkommt.“

FreundIn: Nö, bestimmt nicht! Meine Eltern sind voll anstrengend.“

FreundIn: Meine Mutter putzt seit Tagen, macht die doch sonst nicht. Und ich soll aufräumen. Nich‘ mit mir – mach‘ doch selber!“

FreundIn: „Bei uns is‘ auch extrem schlimm. Meine Großeltern sind angerückt, die hören den ganzen Tag diese Weihnachtsschnulzen im Radio. Und dann noch volle Dröhnung, weil die ja halb taub sind.“

Paul: „Was geht denn nun ab? Nur hier rumhängen, oder läuft noch was?“

FreundIn: „Vor acht brauch‘ ich nicht nach Hause, vorher ist sowieso nichts mit Geschenken.“

FreundIn: „Bei mir gib’s eh nichts. Vater sagt: Lief nicht gut dies Jahr. Da kann ich mir irgendwas Cooles voll abschmicken, wahrscheinlich krieg‘ wieder nen Kerzenhalter.“

FreundIn: „Na, dann müssen wir wohl selbst aktiv werden.“

FreundIn: „Hey, guckt mal, da hinten kommt der kleiner Lämmer aus‘m Jahrgang. Was hat denn der da in der Kiste?“

FreundIn: „Sieht aus wie ne‘ Geige. Wow, wie unentspannt.“

FreundIn: „Der hatte bestimmt irgend ’ne Aufführung – so’n Streber.“

Paul: „Los, kommt mit: Den nehmen wir uns vor!“

FreundIn: „Ja, voll das Schaf, ey - super Opfer!“

--- Geräusche aus dem OFF: Die „Gang“ fällt über Max her, sein Geigenkasten fällt hin, sein Portmonee wird ihm weggenommen, ein Handyfoto dokumentiert das Ganze  ---

„Hey, du stehst uns im Weg.“ – „Das kostet was, Alter. Zeig mal her.“ - „Das ist doch viel zu schwer für dich, das brauchst nicht mehr.“ – „Das erst recht nicht: Gib her!“ – „Nicht schlecht: dreizehn Euro!“ – „Kein Wort, Lämmer, sonst siehst du das hier auf Facebook.“

3.A ERZÄHLERiN (von der Kanzel)

Die Herde stand dicht beieinander. Das war nur ein kleiner Schutz gegen die Kälte und die unheimliche Witterung, die in der Luft lag. Dabei wehte gar kein Wind. Chanook hatte sich mit Ehnit ein wenig vom Rudel abgesetzt. Alle waren hoch konzentriert und vollkommen still, um den Erfolg der Jagd nicht zu gefährden.

Das Gras war von Reif überzogen und die Dunkelheit breitete sich wie eine Decke über die Landschaft. Chanook und Ehnit schlichen vorweg. Bald konnten sie die Silhouette der umstehenden Tiere sehen und auch die blaukalten Atemluftwolken, die den Schafen aus den Nüstern wichen. Ein wenig abseits kauerte eine Mutter mit ihrem Lamm auf dem Boden, noch drei Sprünge entfernt.

Als Chanook und Ehnit vorstürmten, sah der junge Wolf für einen kurzen Augenblick das ängstliche Flackern im Auge des Lammes. Dann brach das Rudel herein und alle Schafe stoben auseinander. Die Hirten riss das Getöse aus der Erstarrung, sie sprangen auf, aber ihrer Beine waren ganz steif geworden. Sie riefen nach den Hunden und packten ihre Stöcker. Aber was sollten sie ausrichten? Das Rudel hatte sein Opfer ausgewählt. Die junge Mutter war in die falsche Richtung gelaufen und entfernte sich nun von der Herde. Sie war verloren. Das Lamm blökte kläglich hinterher.

Samsar hatte nun die Führung übernommen, rechts und links liefen Chanook und Ehnit. Ein Sprung, ein gezielter Prankenhieb des Alten und das Rudel hätte genug Fleisch gehabt für die nächsten Tage. So dicht davor …

Aber da ging auf einmal ein Strahlen über allen nieder, dass die Wölfe wie geblendet im Lauf einbrachen. Es war ein Brausen in der Luft, ein Geräusch, das wie Menschensprache klang, aber ganz anders war als das Gebrüll, das Chanook sonst aus Menschenmund hörte, wenn er entdeckt wurde. Das verfolgte Mutterschaf hielt inne, drehte sich um und sah Chanook direkt an - und ging dann ganz ruhig seinen Weg, wie von einer Kuppel aus Licht behütet.

Als Chanook und die anderen Wölfe wieder klar sehen konnten, zitterte er noch am ganzen Körper und seine Läufe bebten – er wusste, die Jagd war vorüber.

PANTOMIME zur Erzählung (Wölfe, Hirten, Hunde, Schafe im Kirchraum)

3.B Bei Wolfangs ist der Großvater angekommen, aber die Ereignisse vom Nachmittag haben Folgen

Großvater: „Wo ist denn Paul? Das kann doch nicht sein, dass man den Jungen den ganzen Weihnachtsabend nicht sieht! Da ging doch die Tür, der muss doch wieder zu Hause sein.“

Vater: „Wir hatten vorhin schon so’n Stress miteinander. Da ging gar nichts mehr. Und als ich dich dann abgeholt habe, ist der einfach abgezogen. Ich habe jetzt echt keine Lust mehr, mir den schönen Abend zu verderben.“

Großvater: „Ach, das geht doch nicht. Ich geh‘ mal hoch.“

Vater: „Die Mühe kannst du dir sparen, Vater.“

 --- Telefonanruf: Ein Elternteil von Max Lämmer beschwert sich aufgeregt, Pauls Mutter ist ganz entsetzt ---

„Ja, hier Wolfang. Einen schönen Weihnachtsabend! - - - Das gibt’s doch nicht! Das kann er doch nicht getan haben. Nicht heute Abend! Er war vorhin mal kurz weg … - - - Na, dem werd‘ ich was erzählen. Sie können sich darauf verlassen: Das wird bestraft! - - - Ich habe schon einen Termin mit dem Beratungslehrer, gleich nach den Weihnachtsferien. Wenn Sie so freundlich wären und bitte von einer Anzeige absehen würden. - - - Ach, das ist nett! Ja, weil Weihnachten ist. - - - Wir werden natürlich für den Schaden aufkommen, ein Glück, dass die Geige nicht kaputt ist. Ihnen und ihrer Familie trotzdem noch einen schönen Abend.“

--- Pauls Eltern und Großvater sehen sich für einen Moment sprachlos an. ---

Großvater: „Lasst man, ich gehe!“

--- In Pauls Zimmer, Paul liegt auf dem Bett. Ein kleiner Wolf steht auf seinem Nachttisch. ---

Großvater: „Na, Paul, wie is‘?“

Paul: „Keine Ahnung.“

Großvater: „Wo warst du denn den ganzen Abend? Aber erst mal „Fröhliche Weihnachten! War schön in der Kirche und deine Mutter hat toll gekocht. Da ist bestimmt noch was da. Komm‘ doch ein bisschen zu uns runter.“

Paul: „Kein‘ Hunger und kein‘ Bock.“

Großvater: „Mensch, Junge, was ist denn mit dir los?“

Paul: „Nix, will meine Ruhe!“

Großvater: „Sollst du ja haben. - - - Ach, dass du den noch hast! Den Wolf haben wir doch zusammen gekauft, damals bei unserem Ausflug in den Park. Weißt du noch? Wie lange ist das her – sechs, sieben Jahre? Großartige Tiere sind das! Jagen immer zusammen. Ein Rudel – Jungtiere mit den Alten. Und nehmen nie mehr, als sie brauchen. Die Wölfe hätten uns Vorbild sein müssen, stattdessen haben wir sie fast überall vertrieben.“

Paul: „Einen Platz zum Leben braucht jeder.“

Großvater: „Stimmt, Junge! Erinnerst du dich, was ich dir damals erzählt habe?“

Paul: „Nö, aber ich sehe noch die Wölfe in dem Park vor mir, die da an dem Hang rauf und runter laufen. Die haben mir gefallen – superschöne Tiere!“

Großvater: „Sind sie auch, wirklich. Aber mit Wölfen ist nicht zu spaßen! Die können auch gefährlich werden, wenn man nicht richtig mit ihnen umgeht.

Paul: „Das kann ich auch, wenn man mit mir nicht richtig umgeht …“

Großvater: Klar, das kann jeder, wenn man nicht aufpasst! Aber weißt Du: In jedem von uns kämpfen zwei Wölfe.“

Paul: „Zwei Wölfe?“

Großvater: „Ja, zwei Wölfe - das spürst du bestimmt auch! Der eine steht für unsere dunkle Seite: Wut, Neid, Schuld, Angst, Habgier, Eifersucht und Arroganz. Der andere steht für das Gute in uns: Liebe, Vertrauen, Zuversicht, Ruhe, Verbundenheit, Achtsamkeit und Mitgefühl. Ist beides da.“

Paul: „Und welcher Wolf gewinnt?“

Großvater: „Derjenige, den du fütterst. Komm runter und iss mit uns!“

Paul: „Vielleicht nachher. Hab‘ noch was zu erledigen.“ --- Paul steht auf und geht raus. ---

4.A ERZÄHLERiN (von der Kanzel)

Als das Rudel zurückkehrte, hatte der alte Iihsdor sich von seinem Platz erhoben. Er rieb seine Nase zur Begrüßung an Sohn und Enkel und spürte, dass wieder keine Beute da war. Seine Tage waren nun gezählt, aber er war trotzdem froh, dass er diese Nacht nicht allein war und er seine Familie wieder um sich hatte. Ein Wolf allein war gar nichts. Chanook und Ehnit machten dem alten Iihsdor Hoffnung. Das Rudel hatte eine Zukunft, auch wenn schwere Zeiten bevorstanden. Es würden andere Tage und andere Jagden kommen …

Als sich alle anderen für den kleinen Rest Nacht eingerollt hatten und versuchten, gegen den Hunger an zu schlafen, schnürte Chanook noch unruhig hin und her. Iihsdor stand mühevoll auf und trat nahe an seinen Enkel. Er sah dessen Unruhe, die Wut über die missglückte Jagd, den Hunger in den Augenwinkeln und die ungebändigte Kraft, die noch nicht wusste, wohin sie sollte und wofür sie gut war. Die Nähe des Alten tat dem Jungen gut.

Und auch wenn die beiden Wölfe es nicht wussten, war dies ja eine besondere Nacht, in der es zwischen Himmel und Erde keine Grenze mehr gab und sogar die Tiere sprechen konnten.

„Wovon sollen wir nun satt werden?“ fragte Chanook.

„Manchmal wird dein Hunger anders gestillt“, sagte Iihsdor.

PANTOMIME zur Erzählung (Wölfe im Kirchraum)

4.B Das Gespräch mit dem Großvater und die Geschichte hat Paul nachdenklich gemacht. Er geht zu Max und versucht, etwas gut zu machen.

--- Paul an der Sprechanlage ---

„Paul Wolfang hier!“ - - - „Nein, ich komme allein. - - - Ich weiß nicht, was Sie mit meinen Eltern besprochen haben. Ich muss mal zu Max.“

--- Max geht an die Tür, beide begegnen sich an der Haustür. ---

Max: „Was willst’e – ich hab nichts mehr. Hau‘ bloß ab.“

Paul: „Ey, ich will keinen Stress. War irgendwie doof vorhin. Ich weiß auch nicht… Is‘ die Geige kaputt?“

Max: „Grad‘ noch mal gut gegangen. Die war voll teuer. Nur der Kasten hat was abbekommen.“

Paul: „Hier nimm – mehr von deinem Geld hab‘ ich nicht, das war mein Anteil. Und halt‘ bloß die Klappe.“

Max: „Das ist ja mehr als die Hälfte.“

Paul: „Logisch, muss sich ja lohnen.“

Max: „Mhm, danke. – Willst‘ rein kommen.“

Paul: „Ne, ne, muss nach Hause. Mein Großvater is‘ da. Der kommt nicht so oft. Und hier ist noch was.“

Max: „Ein Wolf – was soll das denn? Der war nicht von mir.“

Paul: „Nee, natürlich nicht, der is‘ von mir! Obendrauf. Und denk dran: Wir haben alle zwei Wölfe in uns.“

Max: „Häh?“

Paul: „Reicht, wenn ich das verstehe. Hau rein, Lämmer, frohes Fest!“

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SCHLUSS (SpielleiterInnen versammeln alle MitspielerInnen im Kirchraum)

„Na, wollen wir noch mal?“

„Klar – und danach dann wolfsmäßigen Applaus …!“

Zwei kleine Wölfe gingen des Nachts im Dunkeln …


©Michael Ebener, Dezember 2012

Weihnachtsspiel von Michael Ebener.pdf

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