Der Himmelfahrtstag auf dem Ölberg in Jerusalem

Ulrike Wohlrab erzählt von den Feiern in und vor der Himmelfahrtskapelle

Ausschnitt aus einer Predigtmeditation im christlich-jüdischen Kontext 2011/12

"Die heute unter dem Namen Himmelfahrtskapelle bekannte Stätte ist Teil einer muslimischen Stiftung. Einzig an Himmelfahrt wird die sonst leere Kapelle geschmückt, um in ihr die Erinnerung an dieses Ereignis zu feiern. In den ältesten Berichten über die frühe Verehrung dieser Stätte in der Christenheit werden zuerst die verschiedenen liturgischen Feiern in der Karwoche und an Ostern bezeugt. Erst später wächst der aus der Apostelgeschichte mit Ölberg bezeichnete Himmelfahrtsort (bei Lukas ist an Bethanien und damit an die Ostseite des Ölbergs zu denken) mit dieser  kleinen Imbonum genannten Kapelle zusammen. Die Feiern beginnen bereits in der Nacht auf den Himmelfahrtstag. Die unterschiedlichen Denominationen feiern nach einem festeglegten Plan abwechselnd ihre Messen, zum Teil in Zelten. Dann sind dort Gläubige versammelt, wo die Stille sonst nur durch Besuchergruppen durchbrochen wird. Allerdings spielt dieser Tag im Zusammenleben der Menschen in der Stadt Jerusalem für den überwiegenden Teil der Bevölkerung keine Rolle. Die Christen sind zu einer verschwindenden Minderheit geworden, zum Teil - zumindest gefühlt - ähnlich bedrückt wie zur Zeit der Offenbarung."

Ulrike Wohlrab, Pfarrerin auf dem Ölberg in Jerusalem,

in: Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext. Zur Perikopenreihe IV. Plus: Tiqqun olam - Prophetisch predigen, hg. von Studium in Israel e.V., 2011, 200