Präses Kurschus: Evangelische Schulen leben Vielfalt

Westfalen: Barbara-Schadeberg-Preis 2019


Stiftungsgründerin Barbara Lambrecht-Schadeberg (links) gratuliert Schulleiter Volker Franken und seiner Kollegin Jannika Haupt von der Ev. Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck © privat

Evangelische Schulen stehen nach Worten der westfälischen Präses Annette Kurschus dafür, Vielfalt zu leben und den Umgang mit Pluralität einzuüben. Pluralität im christlichen Glauben sei aber zu unterscheiden von einem gesellschaftlichen Pluralismus, der sich in einem Nebeneinander unvereinbarer Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen zeige, sagte Kurschus.

Die Kirche müsse klar identifizierbar, profiliert und vielfältig auftreten und zugleich wach und sensibel bleiben, sagte Kurschus in ihrem Grußwort zu einer Veranstaltung der „Barbara-Schadeberg-Stiftung“ zur Förderung evangelischer Schulen. Kirche dürfe nicht der Versuchung erliegen, ihren Auftrag vermeintlich interreligiös zu verwässern. Ebenso wenig dürfe sich Kirche fundamentalistisch abschotten. Keine Religion habe die Wahrheit gepachtet, unterstrich die Präses. In pluralistischen Gesellschaften stünden alle Akteure, besonders die Schulen, vor der Aufgabe, sich trotz der grundlegenden weltanschaulich-religiösen Unterschiede für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen.

Scharf verurteilte die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche Versuche, das Christliche als „Bollwerk gegen Vielfalt“ zu missbrauchen: „Was muss sich das demonstrativ beschworene 'christliche Abendland' alles gefallen lassen, um gegen alles vermeintlich Andere und Fremde verteidigt zu werden!“ Christlicher Glaube werde sich jedoch nie anmaßen, die Welt, die Mitmenschen, und erst recht nicht Gott in einfältigen Formeln zu erfassen und in etikettierte Schubladen abzulegen. In dem Wissen, dass Gott ein Geheimnis und der grundlegend Andere bleibe, liege der religiöse Grund für die innere Pluralität und die Pluralismusfähigkeit des Glaubens.

Im Rahmen der Vorlesungsreihe wurden auch die Preisträger des diesjährigen Barbara-Schadeberg-Preises bekannt gegeben – unter ihnen auch die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck (EGG). Sie wurde mit dem 3. Preis und 2.000 Euro Geldprämie geehrt. Schulleiter Volker Franken: „Wir freuen uns riesig über den Preis zum Thema Umgang mit Vielfalt im Religionsunterricht, da der EGG schon mit dem Gründungsbeschluss der Landessynode auf den Weg gegeben worden ist, das religiöse Miteinander als einen entscheidenden Schwerpunkt der Schule wahrzunehmen.“

Der 1. Preis ging an den Oberlin-Schulverbund in der Diakonie Kork (Baden-Württemberg), auf dem 2. Platz gefolgt von der Evangelischen Grundschula Gotha (Thüringen). Die Deutsche Ev.-Luth. Schule „Talitha Kumi“ in Beit Jala/Palästina, die partnerschaftlich mit dem Bielefelder Hans-Ehrenberg-Gymnasium verbunden ist, erhielt einen mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis.

Die zweitägigen „Barbara-Schadeberg-Vorlesungen“ an der Universität Münster standen in diesem Jahr unter dem Titel „Pluralismusfähigkeit - Umgang mit Vielfalt“. Die 1994 gegründete Barbara-Schadeberg-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, evangelische Bildung und Erziehung zu fördern. Sie unterstützt unter anderem evangelische Schulen, Schulgründungen und Lehrerfortbildungen. Die westfälische Präses Kurschus ist Mitglied des Kuratoriums. Ehrenmitglied ist der westfälische Altpräses Manfred Sorg.


Quelle: EKvW