RWB/SEK: Feierlichkeiten zum 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin ein großer Erfolg

Reformierter Weltbund (RWB) und Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund (SEK): Interesse am Calvinjahr größer als erwartet

Positive Schlussblianz des Patronatskomitees für das Jubiläumsjahr calvin09

Der Text vom Patronatskomitee im Wortlaut:

Die Feierlichkeiten zum 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin waren ein grosser Erfolg, bestätigt das internationale Patronatskomitee des Jubiläumsjahres calvin09.

Ausgestattet mit einem packenden Logo und einer viersprachigen Internetseite erzeugte das Jahr calvin09 weltweite Aufmerksamkeit und einer wesentlich grösseres Interesse in der Öffentlichkeit als erwartet. „Die Schlussbilanz übersteigt unsere Erwartungen“, so der Präsident des Patronatskomitees, Clifton Kirkpatrick, der gleichzeitig auch Präsident des Reformierten Weltbundes ist. Viele amerikanische Mitglieder der Reformierten Kirche hätten „deutliche Übereinstimmungen“ zwischen den aktuellen politischen Prioritäten in den USA und der Sozialagenda Calvins festgestellt: Immigration, Gesundheitsvorsorge und wirtschaftliche Gerechtigkeit.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise habe die Aktualität der Sozialethik Calvins erneut in Erinnerung gerufen, so Thomas Wipf, Vizepräsident des Patronatskomitees calvin09 und Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Dieser habe sich in „unermüdlichem sozialpolitischen Einsatz“ für eine Regulierung des aufkeimenden Kapitalismus zum Wohl aller eingesetzt.

Ein grosses Interesse bestand im historischen und sozialen Kontext des Reformators, dessen Leben wesentlich leidenschaftlicher und dramatischer verlief, als dies seine Ruf als strenger, kompromissloser Autokrat vermuten lässt. Die Verortung in seine Zeit hat geholfen, Licht auf einige kontroverse Entscheidungen Calvins zu werfen. Das damalige Fehlen der Gewissensfreiheit kann zum Beispiel seine Einstellung gegenüber Servet erklären, wenn auch nicht entschuldigen. Calvin hatte zugestimmt, dass Servet wegen Häresie zum Tode verurteilt wurde.

Für Jérôme Cottin, Theologe an der Universität Strassburg, zentrierte sich die Diskussion um die Person Calvins, nicht das Bild seiner Strenge und Härte. Emidio Campi von der Universität Zürich ergänzt, dass sich in Calvins regem Schriftverkehr besonders dessen pastorale Seite offenbart hätte. Hier sei die „Humanität und Sensibiliät“ des Reformators zum Ausdruck gelangt, so Michael Weinrich von der Universität Bochum.

Die ökumenische Bewegung schuldet Calvin gemäss Weinrich viel. In der Schweiz habe dessen Bemühen um eine Einigkeit zwischen den reformierten Kirchen der deutschen und der französischen Sprachregion verhindert, dass es heute dort zwei getrennte Kirchen gebe. Auf Weltebene habe das Jahr calvin09 der geplanten Vereinigung der zwei reformierten Weltbünde neuen Schwung verliehen. Im Juni 2010 vereinen sich der Reformierte Weltbund und der Reformierte Ökumenische Rat zur Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Die beiden Gründungsorganisationen verstehen den neuen Weltbund als eine Antwort auf Calvins Vision kirchlicher Einheit.

„Dieses Jahr hat die reformierten Christen zueinander und zu ihren Wurzeln geführt“, erklärt Kirkpatrick. „Der Fokus auf Calvin hat viele Reformierte ihr Erbe und ihre Verbindungen zueinander wieder neu schätzen lernen lassen. Wir entschuldigen uns nicht mehr für Calvin, wir haben viele Aspekte in seinen Gedanken und Taten gefunden, die wahrhaft lebensspendend für unsere Zeit sind.“

Das Jubiläumsjahr hat in den verschiedenen Kulturen und Sprachen die Wirkung Calvins zum Ausdruck gebracht. Von China bis Argentinien, von Kuba bis Südafrika genauso wie in Japan, Italien und Polen haben die Kirchen mit Veranstaltungen und Publikationen die weltweite Verbreitung Calvins Schriften und Ideen eindrucksvoll belegt.

In Genf würdigten Regierung und Öffentlichkeit Calvins Einfluss auf die soziokulturelle Entwicklung der Stadt; eine Tatsache, die bisher eher als ein Tabu behandelt wurde. Der Verantwortliche für die calvin09-Feierlichkeiten der Genfer Protestantischen Kirche Roland Benz bestätigt: „Etwas ist in diesem Jahr geschehen, sowohl in den Medien als auch in der Öffentlichkeit über die kirchlichen Kreise hinaus. Die Karikatur Calvins wurde nicht nur herausgefordert, sondern verändert.“

In Frankreich überraschte das Interesse am Humanisten und Kulturmensch Calvin die Organisatoren. Sein Beitrag in der Entwicklung der modernen französischen Sprache und sein Talent als Autor wurden neu entdeckt, so Cottin.

Interessierte strömten zu vielen Veranstaltungen in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Zehntausende Besucher besuchten zahlreiche Ausstellungen, Theatervorführungen, Filme und Animationen. Mehr als einhundert Bücher wurden publiziert.

„Das Jahr calvin09 brachte die reformierten Kirchgemeinden näher zu ihrem Reformator“, resumiert Achim Detmers, Verantwortlicher für die Jubiläumsfeierlichkeiten in Deutschland.

Der kreative Einsatz verschiedener interaktiver Medien und die Kreation von Produkten wie einer Calvin-Schokolade oder einem Calvin-Wein luden die Öffentlichkeit auf unkomplizierte Weise dazu ein, sich dem Reformator mit allen Sinnen zu nähern.

Der Reformierte Weltbund, der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und der Reformierte Bund in Deutschland planen nun mit weiteren Partnern die Weiterführung der internationalen Internetseite www.calvin09.org als Informations- und Wissensportal zu Calvin.

„Unsere grosse Hoffnung ist, das Jahr calvin 09 möge erst der Anfang eines neuen Zugangs zu Calvin sein. Ein Wiederentdecken seines Erbes, das unsere Kirchen und unsere Welt auf dem Weg in die Zukunft verändern kann“, so Kirkpatrick. „Wir haben mit dem Jubiläumsjahr ein gutes Fundament gelegt, mit dem wir neu zur ökumenischen Diskussion beitragen können.“

Die Kirchen aus der Tradition der Reformation profitieren auf dem Weg der Reformationsdekade von diesen Erkenntnissen. Diese endet mit dem 500. Geburtstag der Reformation Luthers im Jahr 2017.

Alle Informationen zum Jahr calvin09 auf www.calvin09.org


Reformierter Weltbund und Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund, Oktober 2009
 

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