Reformatorische Grundgedanken der Freiheit: lebendig wie vor 400 Jahren

Texte, Gebete, Liturgien für den Gottesdienst - online zum Download

''Die Freiheit Nr. 1 im Knast war die Einzelzelle,'' stellt ein Strafgefangener fest, und er benennt noch vier weitere Freiheiten. ''Der Glaube an Gott ist allein schon Freiheit, er befreit meine Seele'', so ein anderer. ''Freiheit im Knast bedeutet zu hören, dass es für Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt - es sei denn, man besteht darauf'', sagt der Seelsorger.

Jönk Schnitzius, Seelsorger in der JVA Wuppertal, hat die Gedanken von Inhaftierten und eigene Erfahrungen zum Thema „Freiheit im Gefängnis“ in dem Dossier aufgeschrieben, das am heutigen Ostermontag unter www.wir-sind-so-frei.de freigeschaltet wird (Direkt zum Dossier >>>).

Der Anlass ist ein kirchengeschichtlich bedeutsames Datum: Im Jahre 1610 versammelten sich 36 Theologen und Laien in der Duisburger Salvatorkirche zur ersten reformierten Generalsynode. Das Jubiläum steht unter dem Motto „wir sind so frei“ und bringt ein Stück protestantisches Selbstverständnis zum Ausdruck. Angeregt durch das Motto des 400-jährigen Jubiläums beleuchten im Dossier mehrere Autoren ihr Freiheitsverständnis in gegenwärtigen Kontexten.
Zur Sprache gebracht werden auch Freiheitsgedanken von Jugendlichen und Möglichkeiten, sie im Konfirmandenunterricht zum Ausdruck zu bringen. Freiheit beginnt mit Vergebung, lautet die z.B. Antwort auf die Frage: Wie werde ich frei? Vorgeschlagen werden Aktionen, in denen Jugendliche erfahren, dass Freiheit Kräfte freisetzt. Sie entdecken dabei Freiräume für sich selbst, aber auch für andere, in der Nachbarschaft, im Stadtteil, und präsentieren sie öffentlich. Vor Gott sind alle ebenbürtig - egal ob Mann oder Frau Um die Freiheit von Frauen durch die Reformation geht es einem weiteren Beitrag. Die Rechtfertigungslehre habe sich auch auf das Geschlechterverhältnis ausgewirkt: „Vor Gott sind alle ebenbürtig - egal ob Mann oder Frau.“ Der Einfluss von Frauen, sich für die neuen Ideen einzusetzen, sei nicht zu unterschätzen. Allerdings stellt der Autor auch kritisch fest, dass den Historikern über die großen Reformatoren fast alles bekannt sei, aber nur wenig über die Rolle der Frauen, trotz vorhandener Quellenlage. Er stellt fest: „Es fehlt bisher nur am Willen zur systematischen Erforschung der Frauen im Schatten der Reformation.“
Wer vor Ort die „ersten Protestanten“ ausfindig machen möchte, erhält in einem weiteren Beitrag Tipps für die Spurensuche in Archivbeständen - ein anspruchsvolles, aber auch lohnendes Hobby für lokale Geschichtsforscher, noch unbekannte „Kirchenhistörchen“ zu entdecken. So wurden erst vor zwei Jahren Teile der verschollen geglaubten „Hirtentasche“ aus dem 18. Jahrhundert entdeckt.
Für die Gottesdienstgestaltung sind in dem Dossier Vorschläge für ein Proprium mit Texten, Liturgien und Gebeten zusammengestellt. Anregungen für eine Andachtsreihe sind in Vorbereitung und werden in Kürze folgen. Mit dem Dossier lädt die Evangelische Kirche im Rheinland ein, sich spirituell und mit eigenen Aktionen am Jubiläumsjahr zu beteiligen.

Bereits begonnen hat das Jubiläumsjahr mit einem Neujahrsempfang/Konzert des Kirchenkreises Duisburg in der Duisburger Salvatorkirche, historischen Stadtführungen und der Reihe „Kanzelreden“ -die nächste Kanzelrede „wir sind so frei ... bei der Wahrheit zu bleiben“ hält Fritz Pleitgen, Geschäftsführer RUHR2010 GmbH, Journalist und ehemaliger WDR-Intendant, am Sonntag, 18. April 2010, 17 Uhr, in der Duisburger Salvatorkirche.

Hinzu kommen ein wissenschaftlicher Kongress und die Ausstellung „Damit Extrema verhütet werden... Die 1. Reformierte Generalsynode 1610 in Duisburg 1610 zwischen Machtpolitik und Nächstenliebe“ im Stadtmuseum. Diese fünf Veranstaltungen des Jubiläums sind anerkannte Projekte der Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010.

Außerdem gibt es Pilgerwege, Presbyterfortbildungen und - über Duisburg hinaus - einen Schülerwettbewerb und einen Förderpreis für Studierende. Landessynode tagt im September in Duisburg Vom Samstag, 4. September, bis Sonntag, 12. September 2010 wird die rheinische Kirche, den Meilenstein ihrer Kirchengeschichte mit einem umfangreichen Programm in Duisburg feiern.
Zum Auftakt einer Sondersynode kommen am Freitag, 3. September 2010 die Mitglieder der Landessynode, dem obersten Leitungsgremium, mit geladenen Gästen aus Politik und Kirche zu einer Abendveranstaltung in der Duisburger Salvatorkirche zusammen. Angefragt sind u.a. der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Sondersynode selbst beginnt offiziell mit einem Gottesdienst in der Salvatorkirche am 4. September 2010, 10 Uhr. In drei Vorträgen stehen die Grundgedanken der 1. Reformierten Generalsynode und die Religionsfreiheit im Mittelpunkt. Neben der Sondersynode gibt es in der Jubiläumswoche auch einen Kreiskirchentag, Konzerte, einen Markt mit einer bunten Mischung von Ständen und einem Zelt der Begegnung (u.a. mit Zirkusaufführungen und einem Auftritt mit Volker Pispers) und vielen weiteren Veranstaltungen. Der Festgottesdienst mit Präses Nikolaus Schneider am Sonntag, 12. September 2010, 10 Uhr, wird vom WDR-Fernsehen übertragen.


Pressemitteilung der EKiR, 5. April 2010