Trost für die verfogte Kirche - Calvin und seine Lehre von der Erwählung

Vortrag von Dr. Achim Detmers in Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Ein wichtiger Bestandteil der Theologie des Reformators Johannes Calvin stand im Zentrum des Vortrags, den Dr. Achim Detmers im Rahmen der ''Aktuellen Runde'' der Evangelischen Wichern-Kirchengemeinde hielt. Dieser Vortrag des Beauftragten der EKD für das Calvin-Jubiläumsjahr bildete den Abschluss der Veranstaltungsreihe, zu der die Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis ins Wichern-Haus eingeladen hatte.

Der Referent stellte eine kurze  Biografie des Genfer Reformators an den Beginn seines Vortrags. Die Tatsache, dass der studierte Jurist zeitlebens ein Flüchtling gewesen sei, der erst am Ende seines Lebens ein Bürgerrecht in Genf erhalten habe, sei ebenso prägend für seine Persönlichkeit gewesen wie frühe traumatische Erfahrungen von Verlust und Gewalt: Der frühe Tod der Mutter, der Verlust seiner Frau und die brutale Verfolgung der evangelischen Christen in seinem Heimatland Frankreich hätten die Seele des Theologen traumatisiert. Diese Erfahrungen hätten sich bei Calvin, der zeitlebens an verschiedensten Krankheiten gelitten habe, in einer vegetativen Übererregbarkeit ausgewirkt. Kompensiert habe der Reformator diese Erfahrungen durch eine rastlose Tätigkeit  als Autor, Briefeschreiber und Prediger.

Schon früh habe sich Calvin mit der Frage beschäftigt, warum die einen die Predigt des Evangeliums annehmen und andere nicht. Diese Frage habe sich auch immer für die vom Staat verfolgten französischen Protestanten gestellt. Bei seiner Suche nach Antworten wurde Calvin fündig beim Apostel Paulus, beim Kirchenvater Augustin sowie bei den Reformatoren Luther und Bucer. Zusammen mit ihnen stellte er fest, dass das Heil eines Menschen allein in Gottes Gnade stehe und der Mensch selbst nichts dazu beitragen könne.

Gott habe einige Menschen vor aller Zeit zum Heil erwählt; und auch die schlimmste Verfolgung könne diese Gnade nicht ungültig machen. Gerade für die verfolgten Protestenten wurde diese Lehre von der Prädestination (Erwählung) zu einem Fundament des Trostes im Leben und im Sterben.  Auf Schwierigkeiten stieß Calvin bei der Frage, ob es auch zu Gottes Ratschluss gehöre, einige Menschen nicht zu erwählen. Calvin habe diese Frage bejaht, denn für ihn lag dieser „furchtbare Ratschluss“ in der Konsequenz der unbedingten Freiheit Gottes.

Die Lehre von der Erwählung müsse konsequenterweise die Menschen dazu bewegen, „ein heiliges Leben zu führen, statt uns als Vorwand für unsere Faulheit zu dienen“, wie Calvin in seiner Dogmatik, der „Institutio Christianae Religionis“ darstellte. Für die von Verfolgung Bedrohten habe die Lehre von der Erwählung stets einen unschätzbaren Trost bedeutet.

Die von dem Referenten dargestellten Aussagen wurden in der anschließenden, von Hartmut Peltz moderierten Diskussion weiter vertieft.


Monika Stockhausen, Löhne
 

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