Für den Erhalt der ehemaligen Hofsynagoge

Religionsgemeinschaften in Detmold und Lippe betonen religiöse und historische Bedeutung


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Das ehemalige jüdische Bethaus in Detmold gilt als älteste freistehende Hofsynagoge Nordwestdeutschland. Doch dem Gebäude droht der Abriss.

Religionsgemeinschaften in Detmold und Lippe sprechen sich gemeinsam für den Erhalt der ehemaligen Hofsynagoge von 1633 in Detmold aus und bieten ihre Mitwirkung für eine neue Nutzung an. Lippische Landeskirche, Jüdische Gemeinde Herford-Detmold, Römisch-katholischer Pastoralverbund Lippe-Detmold, Islamisches Kommunikationszentrum Detmold e.V., Ditib Detmold e.V. und Hevi - kurdischer Elternverein Lippe e.V. (ezidisch) haben eine entsprechende Erklärung verfasst.

Darin heißt es unter anderem:

„Als Religionsgemeinschaften in Detmold und Lippe pflegen wir unsere religiösen Traditionen und Gebäude als einen wertvollen Schatz, der auch in der Gegenwart für die Gläubigen von immenser persönlicher Bedeutung ist. Mit großer Sorge schauen wir darum zusammen mit vielen anderen auf den derzeitigen baulichen Zustand des ehemaligen jüdischen Bethauses in Detmold, das als die älteste erhaltene freistehende Hofsynagoge Nordwestdeutschlands gilt.“ Diese scheine in ihrer Existenz akut gefährdet zu sein: „Zudem befürchten wir, dass im Zuge der Diskussion um den Wert des Gebäudes auch Haltungen, die gegen ein friedliches Zusammenleben in Vielfalt gerichtet sind, zum Tragen kommen.“

Auf dem Hintergrund der Geschichte der Synagogengebäude in Europa und eben auch in Lippe, die von jahrhundertelanger Minderheitensituation, Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger geprägt ist, sei das jüdische Bethaus in der Bruchmauerstraße von ganz besonderer Bedeutung. Es erinnere an die Anfänge jüdischen Lebens als Teil der Stadtgesellschaft, lege aber auch Zeugnis von der Bedrohung und Gefährdung der Jüdinnen und Juden als Minderheit ab, die schließlich in der Shoa auf schrecklichste Weise gipfelte.

„Als Religionsgemeinschaften wollen wir aus dieser Geschichte lernen und setzen uns heute aktiv für ein lebendiges und friedliches Miteinander vielfältiger Menschen und verschiedener Religionen ein. Als Menschen und Institutionen christlichen, jüdischen, muslimischen und ezidischen Glaubens sind wir im interreligiösen Dialog engagiert. Wir treten für ein gleichberechtigtes Miteinander und das Recht auf öffentliche Ausübung der verschiedenen Religionen ein, unabhängig von der Größe oder einer möglichen Minderheitensituation.“

Darum sei der Erhalt der Hofsynagoge ein wichtiges gemeinsames Anliegen. Es gehe um die Bewahrung einer der wenigen deutlich sichtbaren Spuren Jüdischen Lebens im Stadtbild und damit auch eines frühen Zeugnisses einer immer wieder gefährdeten religiösen Vielfalt und des friedlichen Zusammenlebens in Lippe. „Wir unterstützen daher die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold und öffentliche Akteure in ihrem Bemühen, dass das Bethaus aus dem 17. Jahrhundert an seinem Standort in der Bruchmauerstraße in Detmold erhalten bleibt. Wir bitten alle beteiligten Stellen, weiterhin das ihnen Mögliche zur zeitnahen Rettung dieses Gebäudes in Detmold zu tun.“

Von „unschätzbarem Wert“ wäre es, wenn das Gebäude im Zuge einer Restaurierung einer neuen angemessenen religiösen oder gesellschaftlichen Nutzung zugeführt werden könnte. Denkbar sei etwa ein Zentrum für das interreligiöse Gespräch. „In jedem Fall wollen wir als Religionsgemeinschaften gerne soweit möglich hier aktiv mitwirken.“


Quelle: Lippe