Gott - runzelig rot

Predigt zu Johannes 1,14a - 1. Weihnachtstag


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Was ist eigentlich die Substanz von Weihnachten? Antwort: Jener Schrei, bei dem die Welt befreit wird, von all jenen spukhaften Bildern, die wir uns von Gott zimmern: Angstbildern oder Wunschbildern. Weihnachten ist der Tag, an dem uns der lebendige Gott sein wahres Gesicht zeigt ... in diesem Kind, in diesem Fleisch – runzelig rot.

Liebe Gemeinde,

der 1. Weihnachtstag – das ist nach dem Empfinden vieler ein merkwürdiger Tag. Traditionell kommen wenige Menschen in den Gottesdienst. Irgendwie hat man das Gefühl: Das Wichtigste hat sich schon ereignet. Der Heilige Abend ist schon vorbei, Vergangenheit. Der Höhepunkt von Weihnachten liegt schon hinter uns. Die Geschenke sind schon ausgepackt. Die ersten Weihnachtskerzen bereits niedergebrannt. Jetzt kommt nur noch Nachklatsch. Der erste Weihnachtstag ist irgendwie ein nüchterner Tag und gerade deshalb ein Tag, an dem man fragen muss: Was ist eigentlich der Kern, was die Substanz von Weihnachten? Was ist dran an Weihnachten? Das kann man an einem nüchternen Tag wie dem heutigen besser und klarer fragen als im Schimmer der Kerzen am Heiligen Abend.

Wir wollen auf diese Frage hin die Bibel befragen und zwar einen ihrer wohl prominentesten Verse, einen Halbsatz aus dem Johannesevangelium, den ich jetzt als Predigttext verlese: Joh 1,14a: „Und das Wort ward Fleisch.“

Fleisch – Fleisch ist im Griechischen einer der derbsten Ausdrücke für uns Menschen. Es steht für die „irdische Gestalt“, für die „irdische Existenz, wie sie jedem Menschen zukommt“[1]. Was „Fleisch“ meint und was bei diesem Begriff mitschwingt, das ist mir in der diesjährigen Adventszeit, die ich beruflich bedingt zum größten Teil in der Schweiz verbracht habe, an einem Gedicht deutlich geworden. Wenn man nach Hause kommt, dann soll man ja immer etwas mitbringen. Und ich habe Ihnen aus Bern ein Gedicht von Kurt Marti, einem Berner Pfarrer und modernen Lyriker, mitgebracht. Bei Marti begegnet uns eine herbe und derbe expressionistische Sprache. Sie ist bis auf das Äußerste verknappt und ganz auf das Wesentliche konzentriert. Ich lese das Gedicht vor:

Weihnacht

damals
als gott im schrei der geburt
die gottesbilder zerschlug
und
zwischen marias schenkeln
runzelig rot
das kind lag[2]
 

So ist es wohl gewesen. Nicht: „holder Knabe im lockigen Haar“, sondern: „runzelig rot das Kind lag“. Der Evangelist Johannes und Kurt Marti sagen es sehr kräftig: „Das Wort ward Fleisch“ und „runzelig rot“. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Dass Gott die Gottesbilder zerschlagen hat – das ist die Substanz, der Kern von Weihnachten. Die Zerschlagung der Gottesbilder – sie ereignet sich, indem Gott selbst in seinem Wort Fleisch wird – runzelig rot. Das also ist Weihnachten: die Zertrümmerung der Gottesbilder.

Gottesbilder – sie müssen ja nicht aus Holz gezimmert, aus Stein gemeißelt oder aus Gold gegossen sein, wie das goldene Kalb. Gottesbilder können auch tief in unserem Unbewussten wohnen, in unserer Phantasie, in unseren Gedanken. Johannes Calvin hat einmal gesagt: Unser Herz ist eine „Fabrik der Götzenbilder“ [3] (fabrica idolorum).

Der alte griechische Dichter und Philosoph Xenophanes, der ungefähr 570 v. Chr. geboren wurde, hat eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Er sagt: Wenn ich mir die Äthiopier und ihre Götter ansehe, dann stelle ich eine merkwürdige Übereinstimmung fest: Die Äthiopier sind „schwarz und stumpfnäsig“ [4] . Wie sehen die äthiopischen Götter aus? Ebenfalls „schwarz und stumpfnäsig“! Und wenn ich mir die Thraker ansehe? Die Thraker waren ein vom Balkan bis zur Ägäis angesiedeltes Volk der Antike. „[B] lauäugig und rothaarig“ [5] – sagt Xenophanes. Also: So wie Du bist, so ist auch Dein Götterbild. Xenophanes geht so weit, dass er sagt: „ […] Wenn die Ochsen und Rosse und Löwen Hände hätten oder malen könnten mit ihren Händen und Werke bilden wie die Menschen, so würden die Rosse rossähnliche, die Ochsen ochsenähnliche Göttergestalten malen und solche Körper bilden, wie jede Art gerade selbst das Aussehen hätte.“ [6] Die Götterbilder zu betrachten, heißt: in den Spiegel schauen. Und was sieht man? Es grinst einen immer die eigene Visage an. Aus uns selbst steigen die Götterbilder empor und nehmen unsere Haar- und Augenfarbe an! Wir projizieren unbewusst das Bild von uns selbst an die weiße Wand des Himmels. So entstehen Götterbilder – eine ganze Galerie.

Wir könnten uns nun lange damit beschäftigen, uns darüber klar zu werden, welche Selbst- und Götterbilder wir uns machen. Der Dichter Kurt Marti hat die Gesamtheit dieser Götterbilder im Blick, wenn er von Weihnachten spricht. An Weihnachten ist etwas Besonderes mit den Götterbildern geschehen. In einem kleinen jüdischen Ort, in Bethlehem, liegt in einem Stall eine Frau und quält sich mit den Wehen. Plötzlich ein Schrei, mit dem das kleine Kind zur Welt kommt. Ja, der Schrei mit dem Gott zur Welt kommt, als ein kleines Kind. Runzelig rot – Fleisch, wie Johannes sagt. Dieser Schrei war so durchdringend, er war so schrill, dass die Götterbilder zerbrachen. Der Schrei lässt das Glas unserer Gottesbilder zersplittern. Der Schrei haut sie aus dem Rahmen. Weihnachten ist das Gericht über unsere Götterbilder. Gott selbst sorgt in dem Schrei des kleinen Kindes für die Durchsetzung der ersten beiden Gebote: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“. Und: „Du sollst Dir kein Bildnis machen“. Die Substanz, der Kern von Weihnachten besteht in einem zweifachen: Erstens zerstört Gott an Weihnachten die Gottesbilder und zweites zeigt uns der lebendige Gott an Weihnachten sein Gesicht. Wenn die Gottesbilder weichen, wenn die Götter schweigen – dann, ja dann zeigt uns Gott sein wahres Gesicht, dann gibt er sich uns zu erkennen. Das ist Weihnachten: Gott zeigt uns sein wahres Gesicht. Wir dürfen ihn sehen – von Angesicht zu Angesicht.

Lassen Sie uns nun einen kleinen Rundgang machen, einen Rundgang durch eine Art „Galerie von Götterbildern“. Vielleicht ereignet es sich, dass wir eigene Götterbilder wieder erkennen. Vielleicht entdecken wir etwas von dem, was auch in unserer Seele lebt – vielleicht geheim, vielleicht ganz unbewusst. Und wenn wir solche Bilder entdecken, dann lasst uns hören auf den Schrei von Bethlehem, der dieses Gottesbild in Stücke schlägt und uns den lebendigen Gott zeigt.

1. Das erste Gottesbild soll heißen: Gott der Uhrmacher

In der Aufklärungszeit bildete sich vor allem in England eine Glaubensströmung heraus, der sog. Deismus. Mit ihnen wird oft die Vorstellung in Verbindung gebracht, Gott sei so etwas wie ein Uhrmacher. [7] Ein Uhrmacher baut eine Uhr, setzt die Rädchen zusammen, baut die Feder hinein und bringt die Uhr in Gang. Und dann läuft die Uhr kraft der eingebauten Gesetzmäßigkeit weiter. Und so ist es auch mit Gott – so eine Vorstellung aus dem Deismus. Gott hat am Anfang die Welt gemacht und sie als Schöpfer in Gang gebracht, sich dann aber zurückgezogen. Seitdem beschäftigt er sich nicht mehr mit unserer Welt. Deshalb ist es völlig irrig, ein Bittgebet an Gott zu richten. Denn Gott beschäftigt sich nicht mit der Uhr. Die läuft kraft ihrer eingebauten Automatik. Gott also, so lautet dieses erste Gottesbild, hat die einmal geschaffene Welt sich selbst überlassen. So fern und weit weg, wie dies zunächst scheinen mag, liegt diese Gottesvorstellung vielen nicht. Wenn man genauer nachfragt, so bekommt man von nicht wenigen Zeitgenossen genau diese Auskunft: „Ich hab’ ja gar nichts gegen die Kirche, die tut ja auch viel Gutes. Ich glaube auch an Gott, irgendwoher kommt halt alles, was ist, aber mehr kann man doch nicht über Gott sagen. Ich denke nicht, dass man mit ihm reden kann. Also beten, das mache ich jedenfalls nicht.“

In solchen Auskünften bleibt Gott merkwürdig fern und distanziert. Wie anders ist der Gott, der an Weihnachten Fleisch wird, der mit den Schmerzen der Geburt zu tun hat, der „runzelig rot“ in dem Kind in der Krippe zur Welt kommt. In der Fleischwerdung zerreißt Gott das Gottesbild des fernen, fremden Gottes. In diesem Fleisch, in diesem Kind kommt Gott vor Ort. Hier wird Gott konkret. Er wächst gleichsam zusammen mit unserem Alltagsleben. Im Kind von Bethlehem – runzelig rot – kommt uns Gott ganz nahe, ja sogar näher als wir uns selbst sind. Er wird Fleisch und tritt damit zu uns auf denkbar intensivste Weise in Kontakt. Denn er ist leidenschaftlich an uns Menschen interessiert. Er möchte unser Gott sein. Und er möchte, dass wir sein Volk sind. Deshalb hat er es Weihnachten werden lassen.

2. Das zweite Gottesbild: Der Gott der Starken

Wir Menschen teilen die Welt und die Erscheinungen ein. Wir ordnen und schubladisieren nach schön und hässlich, stark und schwach, gut und böse. Unsere Ordnung entsteht dadurch, dass wir Zuordnungen treffen – auch in Bezug auf Gott: „Für Sonnenschein im Urlaub ist der liebe Gott zuständig, für Zahnschmerzen und Liebeskummer der Satan. Bei reicher Ernte sitzt Gott selbst auf dem Wagen; bei Misswuchs und Seuche riecht man Höllenschwefel.“ [8] Gott ist nur für das Schöne zuständig. Er gehört auf die Seite der Starken. Wo Stärke und Sieg ist, da ist Gott, im Leiden und im Schmerz ist Gott nicht. Gott und das Hässliche, Gott und das Leiden, Gott und der Schmerz – diese Pärchen passen in unserem Memory der Gottesvorstellungen nicht zusammen.

Mir ist deutlich geworden, wie sehr dieses Denken, diese Aufteilung und Zuordnung auch unsere christliche Theologie beherrscht, als ich ein Buch von einem Theologen las, der seit Jahrzehnten auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Dieser Theologe, Pfarrer Ulrich Bach, erzählt folgende Begebenheit: „Vor einigen Jahren wurde an die Pfarrer einer westdeutschen Landeskirche ein Dia-Positiv verschickt. Es zeigte ein Mädchen von etwa dreizehn Jahren, ein Mädchen ohne Arme, ein Mädchen, das an jeder Schulter ein paar Finger hat. Dieses Bild trug die Beschriftung ‚Geschädigte Schöpfung’. Das heißt also: Dieses Kind, so wie es ist, ist nicht gute Schöpfung; Gott hat es anders geplant, anders gewollt; da ist ein Schaden entstanden, gegen den Gott selbst machtlos war. Dieses Mädchen besuchte, als das Bild verschickt wurde, den Konfirmanden-Unterricht, in einer Gruppe mit meiner Tochter. Wie soll da vom ersten Glaubens-Artikel geredet werden?“ fragt Ulrich Bach. „Meine Tochter soll und darf mit Luthers Worten bekennen: ‚Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat’, so wie ich bin. Die Kameradin soll sagen: ‚Ich glaube, dass mich Gott an sich auch ganz ordentlich schaffen wollte, aber …’?[9] nur oben, nicht unten. Die Kameradin ist demnach Gottes Panne. Gott will eigentlich nur das Starke, Schöne, Nicht-Behinderte. Auf dieser Seite steht Gott.

Und Weihnachten? Weihnachten hat Schluss gemacht „mit dem entsetzlichen Dogma: Wo Stärke und Sieg ist, da ist Gott, und im Leiden und im Schmerz ist Gott nicht.“ [10] Ja, Ulrich Bach hat Recht. Die Windel und die Krippe, das sind Gottes Zepter und sein Reichsapfel. Und wofür stehen sie? Seine Windeln für Hilfsbedürftigkeit und seine Krippe für Armut. Gott zeigt seine wahre Gottheit darin, dass er uns in Jesu Geburt diese Insignien vor Augen stellt, sie uns entgegenstreckt, die Insignien seiner Niedrigkeit. Mit Karl Barth gesprochen: „Das ist die Höhe Gottes, daß er so herniedersteigt.“ [11] Weihnachten ist die Revolution unseres Gottesbildes. Der Schrei des Kindes zerreisst und zertrümmert die Vorstellung vom hohen, erhabenen Gott, der nur für die Starken zuständig ist. Ulrich Bach sagt treffend: „Wenn ich das Neue Testament nicht völlig falsch verstehe, ist einer seiner revolutionärsten Inhalte die durchgehende Behauptung: Gottes Niedrigkeit ist Benennung seines Wesens. Krippe und Kreuz sind seine Regierungsgeschäfte. Der Engel nennt den Hirten die Königs-Insignien Gottes. ‚Das habt zum Zeichen, ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen’ (Lk 2,12).“ [12]

3. Zum Schluss das dritte Gottesbild. Es soll heißen: Der Angst machende Gott

An Weihnachten ist bisweilen entsetzlich viel Angst mit im Spiel. Oft Angst vor Gott, mit dem wir es ja an der Weihnacht so besonders intim und deutlich zu tun bekommen und mit dem wir doch so gar nicht im Reinen sind.[13] Angst aber auch davor, dass wir an Weihnachten nicht glücklich sein können, gerade weil wir an Weihnachten froh und glücklich sein sollen und ja auch wollen, so entsetzlich gerne wollen, aber nicht können. Weihnachten ist nicht nur das Fest der Freude, sondern auch das Fest der Angst, sich nicht freuen können. Nicht froh und glücklich sein zu können – davor haben wir Angst, selbst an Weihnachten sich nicht freuen zu können und weil selbst an Weihnachten nicht, darum vermutlich nie wieder im Leben, so lautet unsere Angst. Die Angst, selbst an Weihnachten nicht froh sein zu können, hat sicherlich mit dem tun, dass wir wissen: Es wird nie wieder so wie früher sein. Wir werden nie wieder Kinder sein, nie wieder uns so ganz und gar, so unverstellt, so wirklich von Herzen freuen können, wie damals. An Weihnachten bohrt sich der Schmerz der Erinnerung tief in unsere Seele, der Erinnerung an bessere Weihnachten, als die vielleicht noch lebten, die wir heute, an Weihnachten, so schrecklich vermissen; vielleicht jetzt so, wie sonst nie im Jahr: Vater und Mutter, Oma und Opa, den eigenen Mann, die eigene Frau, das eigene Kind, die gehen mussten, obwohl wir sie so gerne festgehalten hätten. Ja, es ist so: Wir leben in Angst und Furcht: Furcht auch vor Weihnachten, Angst vor der Einladung, froh zu sein, und doch nicht froh sein zu können, Furcht davor, allein und einsam zurück zu bleiben, wenn auch nicht bei diesem Weihnachtsfest, so doch vielleicht beim nächsten.

All denen, die so empfinden, möge heute der Engel von Bethlehem erscheinen, wie er den Hirten auf dem Feld erschien. Und er möge die alte Botschaft ganz neu hell werden lassen in unserm Herzen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkünde euch große Freude.“ Gott ist kein Gott, der uns Angst machen will. Gott ist der Gott, der uns genau dies zuruft: „Fürchtet euch nicht!“ Ihr braucht keine Angst zu haben. Vor mir nicht und vor Weihnachten auch nicht! Und das dürfen nun auch die ganz Traurigen und Geängstigten unter uns heute Morgen wissen, dass der Engel sie im Blick hat, wenn er sagt: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Der Heiland ist geboren, der, der die geängstigte Welt heil macht, der Heiland, der uns in Angst Lebenden auf den Kopf zusagt: „Ja, es ist so, in der Welt, da habt ihr Angst, aber, aber ich habe die Welt überwunden.“ Das große „Aber“ Gottes – das ist die Substanz, der Kern von Weihnachten. Dieses „Aber“ Gottes ist der Schrei von Bethlehem. Er zertrümmert die Gottesbilder. Darum geht es, um das große „Aber" Gottes, das die Götzenbilder zerstört, auch die Bilder, die uns gefangen nehmen, die uns quälen, die wir nicht loslassen können. Gott ist Fleisch geworden, „runzelig rot“ – in diesem Kind in der Kippe, Fleisch geworden, um die Götzenbilder zu zerstören. Und er hat sie zerstört und nun wollen wir sie getrost zerstört sein lassen.

Ich fasse zum Schluss kurz zusammen: Wir haben gesagt, der erste Weihnachtstag ist ein Tag des Nachdenkens: Was ist eigentlich die Substanz von Weihnachten? Antwort: Jener Schrei, bei dem die Welt befreit wird, von all jenen spukhaften Bildern, die wir uns von Gott zimmern: Angstbildern oder Wunschbildern. Weihnachten ist der Tag, an dem uns der lebendige Gott sein wahres Gesicht zeigt: Nicht Gott der Uhrmacher, der die Welt und uns sich selbst überlässt, nicht der Gott der Starken, sondern der Gott, der in der Niedrigkeit wohnt. Und schließlich auch nicht der Angst machende Gott, sondern der Gott, der uns zuruft: „Fürchtet euch nicht!“ Es lebt der Gott, der an Weihnachten sich mit uns in alle Ewigkeit verbunden hat, in diesem Kind, in diesem Fleisch – runzelig rot.

Ich schließe mit der 8. Strophe von Paul Gerhardts Weihnachtslied „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesus, du mein Leben“: „Du fragest nicht nach Lust der Welt / noch nach des Leibes Freuden; / du hast dich bei uns eingestellt, / an unsrer Statt zu leiden, / suchst meiner Seele Herrlichkeit / durch Elend und Armseligkeit; / das will ich dir nicht wehren.“

Amen.

Gehalten am 1. Weihnachtstag 2008 in der Ev. Kirche Feudingen

Entscheidende Anregungen zum Inhalt und Aufbau dieser Predigt verdanke ich dem höchst instruktiven Vortrag „Was ist die Substanz von Weihnachten?“ (30.12.2001 im Freizeit- und Erholungsheim Schönblick) von Pfr. Dr. h.c. Siegfried Kettling.

[1] A. Sand, Art. sarx, Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament Bd. 3, Stuttgart u.a. 21992, (549-557) 554.
[2] K. Marti, geduld und revolte. die gedichte am rand, Stuttgart 21984, 8.
[3] J. Calvin, Institutio (1559), I,11,8.
[4] Xenophanes, B. Fragmente, 16. Zitiert nach H. Diels, Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch Bd. 1, Berlin 31912, 61.
[5] Ebd.
[6] A.a.O., 60 (Fragment 15).
[7] Die Vorstellung von Gott als Urmacher spielte eine besondere Rolle in der Auseinandersetzung zwischen dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz, der freilich kein Deist war, sondern ausdrücklich an der creatio continua festhielt, und Isaak Newtons Sekretär Samuel Clark. In seiner ersten Entgegnung auf Leibniz schreibt Clark: „Die Vorstellung von der Welt als einer großen Maschine, die ohne Eingreifen Gottes läuft, wie eine Uhr ohne Beistand des Urmachers andauernd weitergeht, ist die Vorstellung von Materialismus und Verhängnis und läuft (unter dem Anschein, als mache man Gott zu einem überweltlichen Verstandeswesen) darauf hinaus, die Vorsehung und Gottes Herrschaft tatsächlich aus der Welt zu verbannen.“ S. Clarke, Der Briefwechsel mit G. W. Leibniz von 1715/1716, hg. v. E. Dellian, Philosophische Bibliothek Bd. 423, Hamburg 1990, 14.
[8] S. Kettling, Du gibst mich nicht dem Tode preis. Persönliche Erfahrung und biblisch-theologische Grundlegung, Gießen 2004, 61.
[9] U. Bach, Die diakonische Kirche als Freiraum für alle – Behinderte in der Kirche: Glaube und Praxis, in: ders., Boden unter den Füßen hat keiner, Göttingen 1980, (193-217) 197.
[10] Ders., Getrenntes wird versöhnt. Wider den Sozialrassismus in Theologie und Kirche, Neukirchen-Vluyn 1991, 185.
[11] Ders., Die diakonische Kirche, 200.
[12] K. Barth, Dogmatik im Grundriß, Zürich 71987, 45.
[13] Vgl. ders., Aber seid getrost! Predigt zu Joh 16,33 (24.12.1963, Strafanstalt Basel), in: ders., Predigten 1954-1967, hg. v. H. Stoevesandt, Karl Barth GA I, Zürich 1979, (242-251) 247.

Dr. Marco Hofheinz, Bern