Wolkensäule und Feuerschein - Predigt am Silvester Abend zu 2. Mose 13

von Martin Filitz, Domprediger zu Halle

Predigttext: 2. Mose 13, 20-22
Eingangslied: Das Jahr geht still zu Ende
Predigtlied: Nun lasst uns gehen und treten
Psalm: Psalm 121 
Schriftlesung: Lukas 12,  35-40
Wochenspruch: Johannes 1,14
Schlusslied: Nun danket alle Gott

Und sie brachen von Sukkot auf und lagerten in Etam am Rand der Wüste. 21 Der HERR aber ging vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie den Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, so dass sie Tag und Nacht gehen konnten. 22 Nie wich am Tag die Wolkensäule noch bei Nacht die Feuersäule von der Spitze des Volks. - Exodus 13,20-22

Liebe Gemeinde,

Wolkensäule und Feuerschein – sind die Zeichen der Gegenwart Gottes bei seinem Volk Israel. Wolkensäule und Feuerschein zeigen den Weg durch die Wüste, der sonst zum Irrweg geworden wäre. Gott geht mit, macht sich auf den Weg mit den Menschen, die er sich erwählt hat.

Wolkensäule und Feuerschein – sichere Zeichen sind das nicht. Und die Zeichen werden andere Menschen anders deuten. Es gibt eben bestimmte Wettererscheinungen. Es gibt Wolken, die sich auftürmen, und es gibt elektrische Entladungen bei Nacht, die man als Feuersäule deuten kann. Zeichen sind eben keine Beweise. Zeichen sind Hinweise Gottes und sie sieht nur, wer auch Augen hat, zu sehen, sie nimmt nur wahr, wer sich auf das Geleit Gottes eingelassen hat. Und wem Gott fraglich ist, dem werden auch die Zeichen nichtssagend sein.

Auch der Engel in der Christnacht hatte von einem Zeichen gesprochen: Das habt zum Zeichen; Ihr werden finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Kinder gibt es viele, und viele werden geboren, meist in den Weltgegenden, in denen die Lebensverhältnisse dürftig und die Überlebenschancen gering sind. Man muss Augen haben für dieses Kind, man muss Gott in der Krippe finden wollen.  Sonst wird die Weihnachtsgeschichte zum Wintermärchen. Gott im Stall, Gott heruntergekommen bis zur Menschlichkeit. Gott auf Augenhöhe, so dass man sich zu ihm herabneigen muss, um ihn im diesem Kind zu erkennen.

Gott geht mit durch die Wüste. Christus wird bei uns bleiben in seinem Geist, alle 366 Tage des Neuen Jahres hindurch. Niemand verspricht uns, dass das Jahr ein gutes wird. Die Krise ist noch nicht überwunden, andere Völker begehren auf gegen Jahrzehnte lange Diktatur. Andere Diktaturen spielen mit dem Feuer. Die Kunst der Diplomatie und der Politik wird im neuen Jahr gefragt sein wie je, und besonders das Gebet für diejenigen, die Politik gestalten. Es wird eine bleibende Herausforderung sein, wie wir das Leben auf diesem Planeten gestalten, ob es uns gelingt, Schritte auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Wohlhabenden und den Habenichtsen zu gehen, und ob wir bereit sind, zurückzustecken, bescheidener zu werden.

Mit uns geht das Zeichen Gottes, das Kind aus der Krippe, der jüdische Lehrer, der gekreuzigte und auferstandene Herr. Wir gehen nicht ins Dunkel, wir gehen ihm entgegen. Manchmal verzagt, ängstlich, aber dennoch getröstet und gewiss, weil er gesagt hat: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ender der Welt. Amen

Abendmahlsgottesdienst am Samstag, dem 31. Dezember 2011 um 18.00 Uhr im Ev.-ref. Dom zu Halle (Saale) . Sylvesterabend - Jahresschlussgottesdienst


Domprediger Martin Filitz, Halle, Dezember 2011